5 Fragen an Dr. Susanne Neumann: Wie Unternehmen mit schlagkräftigen Netzwerken die Herausforderungen von heute und morgen meistern können

von

Johanna Bartels, Con Cubo

Dr. Susanne Neumann ist Leiterin der Geschäftsstelle Niedersachsen beim Maritimen Cluster Norddeutschland e. V. – einem Netzwerk für die maritime Wirtschaft, aus dem immer wieder Innovationen hervorgehen – mit den aktuellen Zukunftstrends stets im Blick

Seit 2016 unterstützt die promovierte Betriebswirtin mit ihrem kleinen Team in Niedersachsen Unternehmen dabei, Ideen zu entwickeln, Potenziale zu entfalten und Neuerungen am Markt zu etablieren.

Im Gespräch mit ihr konnten wir uns ein Bild davon machen, wie Unternehmen gemeinschaftlich in einem starken Verbund Herausforderungen erfolgreich begegnen können.

1. Was ist deine Aufgabe als Geschäftsstellenleiterin beim Maritimen Cluster Norddeutschland?

Das Wichtigste an meinem Job ist, die von meiner Geschäftsstelle betreuten Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu kennen – bevorzugt mit all ihren Arbeitsschwerpunkten, Kompetenzen, Stärken und Schwächen. Dann kann die Vernetzung mit den richtigen Kooperationspartnern zur Initiierung innovativer Projekte am besten erfolgen und der Outcome ist am vielversprechendsten. Im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der insgesamt fünf Geschäftsstellen können wir für die etwa 400 Mitgliedsunternehmen die besten Partner für ein Vorhaben identifizieren und zusammenführen.

Und das ist eben die Hauptaufgabe von mir und meinem Team: Die Organisationen der maritimen Branche dabei zu unterstützen, dass sie „vorankommen“;

mithilfe erfolgreich von uns initiierten und begleiteten Projekten neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln bzw. ihr Business voranbringen können. Daneben organisieren wir Dialogplattformen und vergeben und betreuen Studien, um die Wissensbasis der Branche zu erweitern. Oftmals hören wir den Vergleich, dass wir wie eine Spinne im Netz sind, die alle losen Fäden sinnvoll miteinander verwebt und dabei über unfassbar vielfältiges Wissen verfügen muss – da ich aber Spinnen nicht so richtig mag, ist es nicht mein favorisierter Vergleich…auch wenn er wohl recht stichhaltig ist.

2. Was macht ein gutes Netzwerk aus?

In den sozialen Medien kann man sich heutzutage gut und schnell vernetzen. Dann hat man jede Menge Kontakte, die vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Kommentar zu den eigenen Beiträgen hinterlassen oder sich auf veröffentlichte Gesuche mit mehr oder weniger wertvollen Tipps melden. Das ist gut und wichtig.

Aber: Wenn es wirklich drauf ankommt – man also wirklich mal dringend etwas braucht – sind die Verlässlichkeit und Belastbarkeit eines Netzwerkes unerlässlich.  Und so ein verlässliches und belastbares Netzwerk bildet sich eben immer noch am ehesten über persönliche Beziehungen.

Offene Gespräche über gemeinsame Interessen, gemeinsam Erlebtes oder inspirierende Austausche…das sind die Zutaten, welche Beziehungen in einem Netzwerk nachhaltig festigen .

Die wohl bekannteste Netzwerkerin – Sandra Navidi – berichte einmal, dass viele erfolgreiche Gründer im Silicon Valley sich schon aus Studienzeiten kennen und gegenseitig pushen und unterstützen. Wenn man aber neu in einer Branche ein Netzwerk aufbauen möchte und nicht auf alte Verbindungen aus Studium und Ausbildung zurückgreifen kann, dann ist auch die Offenheit eines Netzwerkes wichtig, in dem neue Personen immer herzlich willkommen sind – so wie beim Maritimen Cluster. Ich persönlich finde es immer inspirierend, neue Menschen mit ihren ganz eigenen Ansichten und Ideen kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen. Das erweitert mein Sichtfeld und verhindert bei mir eingefahrene Denkstrukturen. Gemeinsam Ideen zu diskutieren kann ungemein hilfreich sein, diese weiterzuentwickeln …

Zusätzlich zu den bereits genannten drei Eigenschaften macht für mich auch eine gehörige Portion Vertraulichkeit ein gutes Netzwerk aus. Niemand möchte, dass die eigenen Ideen, Strategien, Konzepte oder Pläne alle Spatzen von den Dächern pfeifen. Daher sollte einfach klar sein: Nur Personen, denen man etwas bedenkenlos anvertrauen kann, sind gern gesehen in einem Netzwerk. Ansonsten sucht man sich für die bedeutsamen Gespräche eben jemand anderes.

3. Was sind die größten  Hürden, vor denen unterschiedlichste Unternehmen immer wieder stehen?

Unternehmens-externe Hürden

Puh…das ist nicht so einfach zu beantworten. Zu unterscheiden wären zunächst Unternehmens- externe Hürden und Unternehmens-interne Hürden. Unter externen Hürden verstehe ich beispielsweise die sehr komplexe, teils extrem bürokratische und kaum allein durchschaubare Struktur der Fördermittellandschaft. Oder die (behördlichen) Zuständigkeiten, die vielfältigen Regularien und Vorschriften – die sich noch dazu öfter mal ändern können und langfristige Planbarkeit für Unternehmen damit erschweren und als unberechenbar wahrgenommen werden. Hinzu kommen geopolitische Verwerfungen, gesellschaftlicher Wandel und Umwelteinflüsse auf die flexibel reagiert werden müssen. Und der Fachkräftemangel ist eine Herausforderung, der Unternehmen unentwegt gegenüberstehen.  

Unternehmens-interne Hürden

Unternehmens-intern sehe ich häufig viele kleine Hemmnisse oder Bremsen an unterschiedlichen Stellen, die einzeln für sich genommen zwar nicht schön aber auch nicht so schlimm sind. Kommen hingegen viele Hemmnisse in einem Unternehmen zusammen, können sie sich zu einer echt bedrohlichen Hürde auftürmen. Und nicht jedes Unternehmen steht vor denselben Hürden.

Manche Unternehmen haben die Herausforderung, Geschäftsentwicklung oder Innovationsmanagement im Tagesgeschäft betreiben zu müssen. Wenn der Laden „brummt“, dann hat man keine Zeit für Innovationen. Fraglich ist dann jedoch, wie lange es noch ohne stetiges Weiterentwickeln „brummt“.  

Zu Unternehmens-internen Hemmnissen zähle ich auf jeden Fall auch fehlende Flexibilität , langsame Reaktionsgeschwindigkeiten  oder Intransparenz  – bei Prozessen ebenso wie bei Verantwortlichkeiten oder Mitarbeiterkompetenzen.

Aber es gibt so viele Unternehmen, die Lösungsansätze für verschiedene Herausforderungen anbieten – man muss nur einmal die Hürden, vor denen man gerade steht, im Netzwerk ansprechen.  

4. Was sind denn – auch mit Blick auf diese Hürden – deine drei Essentials für ein zukunftsfähiges Unternehmen?

Natürlich müssen Anforderungen wie ein Mehrwert-bietendes Produkt oder eine solche Dienstleistung, eine sichere und nachhaltige Finanzierung, tragfähige Strukturen sowie schlanke und transparente Prozesse in einem Unternehmen gegeben sein, damit es sich überhaupt über eine Zukunft am Markt Gedanken machen kann. Aber dann kommt man sehr schnell an den Punkt, wo sich nahezu alles um das Thema „Personal“ dreht.

1. Fokus auf HR

Das erste meiner drei Essentials für ein  zukunftsfähiges Unternehmen ist ein klarer Fokus auf HR.  Das fängt dabei an, dass man sein Unternehmen zu einer attraktiven Arbeitgebermarke  entwickelt, bei dem sich gerne die besten Köpfe bewerben . Dazu gehören neben einer angemessenen Entlohnung vor allem sinnstiftende Arbeit in einem kreativen Umfeld, Wertschätzung und die Möglichkeit des flexiblen Arbeitens. Umständliche, nicht digitalisierte Prozesse sollten verschlankt werden. Und spätestens seit Corona haben sich bei vielen Menschen die Prioritäten – hin zu Familie als Schwerpunkt – verschoben. Arbeitgeber:innen die dem nicht Rechnung tragen oder nicht verstehen wollen, wie sich die Gesellschaft wandelt, werden die Personalnot stärker zu spüren bekommen.  

Zu dem klaren Fokus auf HR gehört auch, dass eine diverse Belegschaft  aufgebaut wird. Unterschiedliche Blickwinkel können sich nämlich als echte Bereicherung herausstellen. Auch muss eine Unternehmenskultur etabliert werden, in der Menschen furchtlos wachsen  können.

Guten, kompetenten und passionierten Mitarbeiter:innen, die selber mitdenken und kreativ Ideen einbringen, sollte immer Gehör geschenkt werden.  

Und eine No-blame-culture erlaubt Mitarbeitenden, Neues auszuprobieren und gibt dem Unternehmen die Chance, aus bewältigten Fehlern zu lernen. Ich könnte dieses Thema Fokus auf HR noch ewig fortführen, jedoch bin ich mir sicher, dass der Grundgedanke rübergekommen ist.

Die beiden weiteren Essentials die ich für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sehe, sind Flexibilität und Effizienz.

2. Flexibilität

Es ist einfach unfassbar wichtig, dass ein Unternehmen nicht in starren Strukturen verharrt, während sich die Unternehmensumwelt verändert  – nehmen wir nur einmal die gewachsene gesellschaftliche Nachfrage nach Nachhaltigkeit oder ein verändertes Recruiting-Umfeld.

Kurze Reaktionszeiten auf sich ändernde Gegebenheiten sichern das Überleben.

So viel zum Thema Flexibilität.

3. Effizienz

Ich würde mich mal aus dem Fenster lehnen und sagen, dass in der Mehrheit der Unternehmen an verschiedenen Stellen Ineffizienzen vorherrschen. Die eigenen Prozesse von Zeit zu Zeit mal zu hinterfragen, ist da hilfreich und man kann dann im Ergebnis vielleicht sogar personelle und finanzielle Ressourcen sinnstiftender einsetzen. Dafür ist aber auch eine gewisse Transparenz im Unternehmen, wie sie zum Beispiel Con Cubo schafft, relevant .

5. Welche Superkraft wünschst du dir beruflich hin und wieder?

Oh, das ist eine schwierige Frage.

Einerseits bin ich ein total neugieriger Mensch und würde immer gern heute schon wissen, was die Zukunft morgen bringt – aber andererseits denke ich oftmals, dass ich auch gern in die nähere Vergangenheit hätte reisen wollen, um das eine oder andere Mal die Weichen anders stellen zu können.

Ein Beispiel: In den letzten zweieinhalb Jahren habe ich mit vielen Unternehmerinnen und Unternehmern gesprochen, die Pandemie-bedingt zumindest in schwieriges Fahrwasser geraten sind; wenn nicht gar ihre Existenz bedroht ist. Viele haben ihre finanziellen Polster auflösen müssen und sehen sich jetzt auch noch durch den Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen weiteren großen Belastungen ausgesetzt. Wenn ich nun in die Vergangenheit hätte reisen können und den Ausbruch der Corona-Pandemie hätte verhindern können – uns allen wäre viel Leid erspart geblieben. Jedoch hat eine Medaille nicht nur eine, sondern zwei Seiten…und die Geschichte zeigt, dass ein Umdenken in vielen Fällen eine Folge dramatischer Situationen war. Erinnern wir uns nur einmal an die SOLAS Konvention [Safety of Life at Sea], die als Reaktion auf den Untergang der Titanic entwickelt wurde und Mindeststandards für Sicherheit menschlichen Lebens auf See definiert. Seitdem ist dafür gesorgt, dass für alle Passagiere ausreichend Rettungsmittel an Bord sind.  

Und auch die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass ein unerwartetes und weitreichendes Ereignis einen großen Schwung in die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Strukturen bringen und damit zu bisher nicht für vorstellbar gehaltenen Veränderungen führen kann. Vielfach wird Corona sogar als Digitalisierungsbooster bezeichnet. Dieses neue stärker digital vernetzte Arbeiten finde ich extrem attraktiv.

Somit scheint das eine oftmals auch das andere zu bedingen und ohne Pandemie sähe unsere Arbeitswelt eben anders aus. Und dennoch – die Fähigkeit, mich auf der Zeitachse flexibel bewegen zu können, fände ich unfassbar spannend…ich müsste mich wohl eben doch beim Eingreifen in die Geschichte zurückhalten… 😉

Vielen Dank, Dr. Susanne Neumann

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